Es war ein sonniger Tag und aus dem Uferwasser des Tornower Sees blinzelten mir kleine Lichter entgegen. Erst hielt ich sie für die üblichen, mich durchaus beruhigenden Sonnenspiele auf der Seeoberfläche, aber dann erkannte ich, dass dieses glasige Glitzern, den im Schlamm liegenden Steinen entsprang. Kleine Lebewesen müssen sich an die Steine angehaftet haben, dachte ich. Aber dieser Glanz ging wirklich aus den Steinen selbst hervor. Donnerwetter! Ich malte mir aus, dass ich Diamanten in Brandenburg gefunden haben könnte, ich würde endlich reich werden, mir was gönnen und einen privaten See anlegen lassen. Ich Trottel! Es handelte sich schlicht um ernüchternd gewöhnlichen Glimmer. Dieses von Betrügern einst als Silber verkauftes Mineral, daher Katzensilber genannt, subtil schimmernd, elastisch verspielt und perfekt spaltbar, bewohnt die Steine und lockt aus seinen Verstecken die Sonnenstrahlen an. Berühmt wurde der Glimmer als Granitbewohner, „aus Quarz, Feldspat und Glimmer, welche gleiche Rechte des Beisammenseins ausübten;“ schrieb Goethe, wobei auch er feststellen musste, dass stets ein Teil über den anderen Übergewicht haben wollte. So ist das eben, wenn man glimmert, man legt sich wie ein Lidschatten über die sich hingebenden Flächen, alles faltet sich betört von dieser Schönheit, verformt bis zur Unkenntlichkeit und das nur, weil so ein Funkeln Platz braucht, in einem Stein und in einem Herzen.