Rasenmähen um die Kirche

Rasenmähen um die Kirche

Neulich bin ich beim Spazieren in Katerbow an der Kirche vorbeigegangen, und dort wurde gerade Rasen gemäht.

Natürlich nicht in der Kirche drin, sondern unmittelbar drumherum. Der Rasen, der das kleine Kirchgebäude umgibt, wurde in beständigen, gleichmäßigen Runden gekürzt.

Wie pragmatisch Rasenmähen ist, fällt noch stärker auf, wenn sich in der Mitte ein religiöses Gebäude mit abstrakter Füllung befindet. Während drinnen nach Worten und mit Ängsten gerungen wird, sprießt der Rasen draußen weiter. Während die Scheren des Rasenmähers die langen Grashälme auf eine zivilisierte Länge kürzen, soll sich in der Mitte, im Zentrum des Schnitts und des Haushalts, der Routine und der Unkrautbekämpfung, in dieser Mitte eben, das Vertikale den Weg brechen, soll etwas hinausgehen, durch das Dach hindurch, soll die Grundfesten nach oben hin, in die Höhe wurzelnd, verlassen und weiterströmen durch die schwüle Vormittagsluft.

Hauptsache, der Rasen sieht nicht ungepflegt aus.

Einem vertikalen Glauben kann man nicht ansehen, wie gut er gepflegt, wie ordentlich überprüft, wie passend zur Landschaft und zu Nachbarsgärten er ist. Aber bei einem horizontalen Rasen kann man das Lineal anlegen. Da kann man millimetergenau überprüfen wie sich dieser gemähte Rasen zu anderen gemähten Rasen verhält.

Und der Rücken wird später auch von dem Rasen erzählen, und die Sonne ist spürbar auf einem Nacken, dessen Körper einen Rasen mäht.

Genau solche Bilder will ich. Nach dem Rasenmäher um die Kirche herum musste ich nicht lange suchen.

Der Mensch mit all seiner Sehnsucht nach einem Platz. Einem gut aussehenden Platz mit einem Weg auf einen Platz, auf den man sich setzen kann.

Ich muss vielleicht noch einmal betonen, dass die Rasenmäherbahnen wirklich Runden sind, die um das Kirchgebäude gezogen werden. Dass das Zentrum wirklich das Zentrum ist.

Und dass das jetzt von mir überhaupt nicht theologisch und auch nicht antitheologisch gemeint ist.

Das Zentrum ist in der Mitte und das Gras soll nicht zu hoch wachsen, so ist das eben, aber was kann man so schön über dieses Bild nachdenken.

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