Ich durfte flüchten.

Zwischen Kulturwäldern, Pferdekoppeln und Hundepension in Darsikow sitze ich auf der Feuertreppe meiner Künstlerwohnung und versuche mir einzureden, das Rauschen der Autobahn kaum 300 Meter entfernt könnte Meeresrauschen sein. Spoiler: Es klingt nie nach Meeresrauschen. Das Geräusch meines Sommers wird das hohe Pfeifen eines LKWs der über die Autobahn rast.
Nichtsdestotrotz geht die Sonne malerisch (Ein Wort, dass ich inflationär benutze seitdem ich hier bin) hinter der kleinen Kapelle unter, die Schwalben fliegen hoch und eine tiefe Ruhe überkommt mich angesichts der Tatsache, auf dem Land sein zu können.
Nach einem Winter, den ich, wie viele, in einer Stadtwohnung verbracht habe, wahlweise hinausblickend aus meiner Wohnungsparzelle oder die immer selben grauen Wegen spazierend, kommt mir das satte Grün und die Weite der Felder in Amt Temnitzes unverschämt vor.
Geflüchtet bin ich also, und das auch noch um schreiben zu dürfen, worüber ich so gerne schreibe, Natur, Naturwahrnehmungen, einfach: Nature Writing. Und das Amt Temnitz muss sich nicht einmal Mühe geben mir Material zu beschaffen. Hinter jeder Kurve eine schönere Blumenwiese, hinter jedem Dorf ein noch besserer See, hinter jedem Menschen eine spannendere Geschichte über diese Gegend. Und dies ist erst der Anfang.

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