Wie aus einem Leprosorium entflohen, lag da, auf einem von Brennnesseln überwucherten Waldweg nicht unweit des Katerbower Sees, ein mit weißen Flecken bemalter Stein. Ich wunderte mich und nahm ihn in meine Obhut. Zig Krater durchlöchern seine Hülle, er ist so porös, so mürbe, es schmerzt. Sein nüchternes Basaltgrau weicht einer schimmlig anmutenden, ausgebleichten Schicht. Sein Inneres zerbröselt im Auge der Sonne. Grus im Entstehen. Was ist diesem Stein widerfahren?
Er erinnert mich ein wenig an das Gesicht von Clint Eastwood, ausgetrocknet, verbrannt in der Wüste im Film The Good, the Bad and the Ugly. Auch Steine werden krank. Kristalle wachsen, verformen festgeglaubte Hüllen wie Geschwüre unter der Hautschicht. Die angeblich so leblosen Steine, trügerische Metapher passiver Gefühlskälte. Sie sind dauernd in Bewegung. Ovid wusste schon, warum Deukalion und Pyrrha ausgerechnet aus über ihre Schultern geworfenen Steinen die Menschen formten.
Ich habe es versucht und den zerfallenden Stein hinter mich geschleudert. Es hat nicht funktioniert. Vielleicht hätte ich ohnedies einen gesunden Stein nehmen sollen. Sonnenbrenner, nennt man solche von den Witterungen zur Durchlässigkeit verdammten Gesteine. Er ist krank ja, aber er ist ein Gestaltwandler, lebt mehrere Leben in verschiedenen Körpern. Der Stein aber sagt, dass man mehr vom Leben hat, wenn man durchlässig wird. Es fließt so viel Wasser in uns. Man kann ein Leben damit vergeuden, Dämme zu bauen.